Freitag, 25. September 2015

1500 CHF Busse: Offener Brief an Nause, Sicherheitsdirektor der Stadt Bern

Lieber Reto Nause

Wünschst du dir manchmal, dass auf deinem Aktenberg
auch Lektüre liegt, die einem als Mensch einsichtiger macht?
Dann liess diese Zeilen.

Ein Gitarrist spielt unter den Lauben Flamenco. Dahinter malt sein Freund an der Staffelei. Andalusierinnen aus der Lorraine und aus Luzern tanzen dazu. Ein pensionierter Architekt kocht Paella auf der Gasse. Rund 20 Strassenkulturfreunde trotzen der Kälte und geniessen die 4 Kunstformen. Ein spanisch-bernischer Schauspielschüler serviert. Vivike, eine schwarzafrikanische Prostituierte arbeitet für einmal nicht in der Horizontalen. Es kommen ja sowieso fast keine Freier mehr in die Gasse. Dem Internet-Gewixe sei dank. So wird sie halt zum Tellerwaschen eingestellt. Gegen ein großzügiges Trinkgeld natürlich. Ach ja. Es ist Donnerstag, 22.27 Uhr und niemand beschwert sich. Doch die Hüter des Gewerbes schon. Sie büssen. Wieder mit 1500 CHF. Und ja, sie töten auch. Nämlich Engagement. Und noch schlimmer. Sie entmutigen die schon ohnehin duckmäuserischen Berner. Aber nicht mich. OH NEIN.
* Wegen Übertreten der Musikbewilligung, die nur bis 22:00 Uhr dauert. Früher machte ich ca 80 mal Live-Musik bis spät nach Mitternacht. Warum? Weil ich ein "Gschpüri" und keine Bewilligung eingeholt habe. Und die soziale Kontrolle in der Gasse funktioniert. Dass Gespräche von einer Handvoll diskutierenden Gassenpassanten das Gitarrenspiel übertönen und der Geräuschpegel bei der Bar "les amis" zirka dreimal höher ist, interessiert die Gewerbehüter nicht.
Warum? Sie sind wie die meisten Verwaltungsbeamten. Dienstweg-Fettischisten. Duckmäuserisch und autoritätsgläubig wie Heinrich Manns Untertan.
* Und dann noch Anzeige wegen 15 Paella-Portionen, 9 Biere und 6 Weingläser, die auf Musikkollekte herausgegeben wurden. Wegen Deiner nicht dem NEW PUBLIC MANAGEMENT zugewandten Verwaltungsführung (Kunden- bzw. Bürgerorientierung) machte mich keiner Deiner Angestellten darauf aufmerksam, dass bei der Festwirtschaftsbewilligung noch eine Unterrschrift fehlte. Das Geld dafür zahlte ich jedoch schon, meines Wissens..

Wünsche einen ausgewogenen Tag
Liebste Grüsse
Stefan Theiler

PS: Auch ich bin ausgewogenen. Habe heute mit dem Anlass knapp meine Kosten decken können. Aber zum Glück hat mir gestern dein Partei-Chef Christoph Darbellay etwas für die Wahlkampf-Kasse gespendet.

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